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Unser Theater

Vom Lap Dance zum Passivraucher

Max Steimel - 18.01. bis zum 30.01.2016

Als ich mein zweiwöchiges Praktikum bei der Studiobühne Siegburg begann, hatte ich nicht mit so viel gerechnet. Zwar war ich schon gut ein halbes Jahr beim Theater Tollhaus, dem Kinder- und Jugendtheater der Studiobühne Siegburg, doch dass die Schauspielschule noch mehr einen an der Waffel hatte, hätte ich nicht gedacht. Von grauenerregenden Fantasien von matschigen Schweinehälften über 10 zerquetschte Zwetschgen bis hin zu erotischen Tänzen für das männliche Gemüt war alles dabei.

Zwar waren auch die „typischen“ Praktikantenarbeiten wie Flyer verteilen mit von der Partie aber auch durften wir 11 Praktikanten selber ran und Improvisationen mitmachen. Da durfte man Leute anschreien und Drogendeals abwickeln bis einem schließlich von einem wütenden Dealer das Genick gebrochen wurde. Natürlich war das nur die Hälfte der Impro, denn dann sollte man sich mit der eigenen Gruppe die anderen Impros angucken und diese tänzerisch darstellen. Das war vielleicht eine Herausforderung aber durch die passende Kritik der professionellen Regisseuren konnte man sich da gut  weiterentwickeln. Selbst wenn zu dem Beruf als Schauspieler viel körperliche und auch psychische Arbeit dazugehört, ist das für jeden, der in diese Richtung etwas machen will ein muss.

Den größten Vorteil, den man als Praktikanten hatte, waren die Erfahrungen, die man während des Zusehens und des Mitmachens gemacht hat. Die Theaterstücke anzusehen war Pflicht doch war ich überrascht, wie viel Spaß es macht, den Schauspielern bei der Planung und der Besprechung des Stückes zuzusehen, bis man dann das erfolgreiche und lustige Werk auf der Bühne erlebt. Als Praktikant hat man so einiges zusehen bekommen: Die Arbeit mit dem Körper und die Konzentration, die man für eine Ipro aufwenden musste war erstaunlich hoch und deswegen ist das Leben als Schauspieler oft anstrengend. Immer wenn es hieß, ich würde als Junge Theater spielen sahen mich entsetze Gesichter an und fragten mich, ob das mein Ernst sei. Doch das ist es und ich bereue keine einzelne Sekunde meiner Entscheidung als Schauspieler zu leben und dazu zu stehen auch wenn meine Muskeln da manchmal Wiedersprechen. Denn der Muskelkater wird immer weiter gefüttert bis hin zur körperlichen Abhärtung, die man schon an den ausgebildeten Schauspielern beobachten kann.

Für jeden einzelnen Bereich gab es den passenden Lehrer, der den Schülern mit Leichtigkeit und auch manchmal viel Geduld  ihr Wissen weitergegeben haben. Sprechtechnik war schwer, da man das Sprechen quasi neu entdeckte und Wörter neu und anders betonte, als man es gewohnt war, konnte man plötzlich viel entspannter oder lauter, leiser und auch deutlicher reden. Der Bühnenkampf mit und auch ohne Stöcken hat echt sehr viel spaß gemacht und man hat gelernt, wie man seinen Gegner plattmacht, ohne ihn dabei windelweich zu prügeln. Gesang und Musik waren jetzt nicht meine Lieblingsdisziplinen aber durch Beobachtung habe ich viel gelernt und ich entdecke mich immer wieder selber dabei, wie ich die gelernten Gesangstechniken zu Hause in der Dusche anwende, bis dann eine empörte Schwester an die Badezimmertür hämmert um mich endlich davon zu überzeugen, dass ich nicht bei DSDS bin. Obwohl mein verknittertes Handtuch verdächtig aussieht wie der vermeidliche Pop Titan Dieter Bohlen.

Die Szenenarbeit und die Besprechung der einzelnen Rollen war spannender als gedacht und Fragen wie „welches Tier wäre deine Figur“ oder „wie sähe deine Figur aus“ fesselten mich teilweise Stunden an die Lippen des Leiters. Derweil konnten wir Schüler beobachten, die nur durch ein Stück Kreide und Fantasie zum Höhepunkt gekommen sind, wodurch der Rest des Kurses in lautes Gelächter ausbrach. Als ich gehört hatte, dass wir bis 21 Uhr im Theater bleiben sollten, dachte ich sofort wieder an Tanztheater aber nie im Leben hätte ich mit Schauspielschülern gerechnet, die sich auf meinem Schoß räkelten. Natürlich war der Lap Dance nur Teil einer Einlage für ein Theaterstück, dennoch saß man peinlich berührt da und wusste nicht, wohin mit Augen und Händen.