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Unser Theater

Offene Bühne 2018 für Schauspielstudenten

05. July 2018

„Endlich mal alles selbst entscheiden und auch die schrägsten Ideen im Kopf einfach umsetzen!“ Kein Regisseur der reinredet, kein Pädagoge der kritisch hinterfragt: „Warum, wieso, weshalb?“. Bei der „Offenen Bühne“ ist alles erlaubt, so lange Mensch, Tier und Raum unversehrt bleiben.

Zum Abschluss eines Schuljahres haben die jungen Künstler der Schauspielschule Siegburg immer die Gelegenheit eigene Stücke oder Performances im Rahmen der „Offenen Bühne“ zu präsentieren - diesmal so geschehen am 22. und 23. Juni 2018. Jedes Jahr bietet die Schauspielschule Siegburg die Gelegenheit an, dass eigene Inszenierungen bis hinzu selbst verfassten Stücken an der angeschlossenen Studiobühne Siegburg im kleinen privaten Kreis aufgeführt werden können. Regie, Schauspiel, Kostüm, Technik alles wird von den jungen Menschen in Eigenverantwortung zu einer künstlerischen Produktion erschaffen.

Um auf diesem „Spielplatz“ auch Freude zu erleben, sind die gesammelten Erfahrungen während der Ausbildung jedoch enorm wichtig. So ist während der Ausbildung an der Schauspielschule Siegburg jeder Schüler Mitglied mehrerer Theater-Ensembles, das Schauspielproduktionen in der angeschlossenen Studiobühne Siegburg spielt. Jahrgangsübergreifend werden mit den Regisseuren die Inszenierungen, meist innerhalb von drei bis sechs Wochen, erarbeitet. Das Ensemble wirkt hier bei der Gestaltung von Bühnenbild, Licht und Kostümen ebenso wie das Fahren der Technik und die dramaturgische Bearbeitung des Textes zwar mit. Aber die Verantwortung und Entscheidungen bleiben bei dem Regisseur. Bei der „Offenen Bühne“ hingegen sind die Schauspielschüler komplett auf sich allein gestellt. Das Konzept basiert auf absoluter Freiwilligkeit. Wer eine Idee und ein Stück hat, muss sich selbst sein Ensemble in der Schule suchen, muss jemanden finden für die Technik und vielleicht auch für die Regieassistenz. Geprobt wird nur am Nachmittag und am Wochenende, manchmal bis spät in die Nacht hinein. Kostüme und Bühnenbild müssen selbst gebastelt, genäht, gekauft werden. Der Fundus der Studiobühne darf natürlich genutzt werden. Plakate, Stückbeschreibung, Probenzeitplan... eine Entscheidung bei der „Offenen Bühne“ mit zu wirken, bringt erstmal viel Arbeit mit sich, aber bietet auch enormes Potenzial. Denn die „Offene Bühne“ bietet damit auch jenen Schauspielschülern eine Chance sich auszuprobieren, die bisher noch nicht in einer Produktion der Studiobühne beteiligt waren. Sie gibt die Möglichkeit, zu erfahren wie sich die „Rolle“ auf der anderen Seite, die des Regisseurs anfühlt – zum Beispiel, wieviele Entscheidungen allein bei einer Szene getroffen werden müssen. Die Pädagogen der Schauspielschule stehen daher bei Fragen und Hilfeschreien trotz allem beratend zur Seite. Viele Schüler erzählten im Anschluss, dass sie durch die Arbeit an der „Offenen Bühne“ ein richtiges „Aha-Erlebnis“ hatten. Dies bestätigt nochmal, dass die Qualität der Inszenierungen nicht das Kriterium ist, sondern der Lerneffekt aus dieser umfangreichen Erfahrung.

Bei der „Offenen Bühne“ 2018 wurden vier Stücke insgesamt gezeigt. Zu sehen war eine kurze Kammerspielchoreographie über einen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, der dessen Druck stand hält ohne sich zu wehren. Ein weiteres, ebenfalls vom Absolventen Jan Meier inszeniertes Stück, war eine "Illusionsspielkomödie". Die Absolventin Vanessa Stoll überzeugte mit einer Inszenierung bei der sich vier Frauen auf eine Forschungsreise über ihr eigenes und das Sein der Anderen begeben. Ersehnte und Befürchtete, Traum- und Albtraumhafte Bilder und Vorstellungen bestimmen die Bühne. Den Abschluss machte ein Stück, inszeniert und gespielt von den Schauspielschülerinnen Nele Büschgens und Valeria Prautsch, über eine großartige, argumentative und schlagfertige Diskussion, eines doch sehr egozentrischen und emotionalen Ehepaars. Bei der Offenen Bühne 2017 konnte das selbst geschriebene Stück von Lukas Maurer „Blinder Schnabel oder der Einfall“ den Theaterleiter René Böttcher so begeistern, dass es auf den Spielplan übernommen wurde.