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Unser Theater

Gast Regisseurin Evy Schubert aus Berlin

27. Oktober 2017

Zu Gast aus Berlin war die Regisseurin, Autorin und Filmemacherin Evy Schubert. Im September/Oktober inszenierte sie das neue Stück „Der Selbstmörder“ in der Studiobühne. Schubert studierte Photographie und Philosophie in Paris, Kommunikationswissenschaft in Erfurt und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Parallel zu Ihrem Studium arbeitete sie bereits als Regieassistenz unter anderem mit großen Namen wie Dimiter Gotscheff und Herbert Fritsch zusammen an der Volksbühne Berlin, dem Burgtheater Wien und dem Schauspielhaus Zürich. Wie üblich durften alle Schauspielschüler ab dem 2. Jahr für das Stück bei Evy Schubert vorsprechen. Bei den ausgewählten Darstellern war die Vorfreude und Aufregung, mit dem Gast aus Berlin für fünf Wochen intensiv zusammenzuarbeiten, entsprechend groß.

25. September, Probenbeginn. Während große Theater fast zwei Monate und täglich 8 Stunden auf der Bühne ein neues Stück erarbeiten, haben die Schauspielschüler in Siegburg nur 27 Tage und proben von 10-15 Uhr. Der Anspruch von Evy ist trotz dieser Bedingungen nicht weniger hoch als im Burgtheater Wien.

17. Oktober. Wir besuchen eine Probe. Es ist 11 Uhr, Evy kommt auf die Bühne. Seit zwei Stunden sind alle Darsteller schon da, machen ihre müden Körper und Geister warm, gehen kritische Stellen durch. Am Tag zuvor herrschte schlechte Stimmung, alle sind k.o., verschnupft mit Schal oder heiser Stimme auf der Bühne, Evy vermisst Engagement und Konzentration zwei Wochen vor der Premiere.

Vier Leuchtstäbe hängen von der Decke, ein Leuchtstabdreieck prangert an der Wand. Eine goldene Kanone mit Fahrradsitz ist am Eingang platziert. Das sogenannte Arbeitslicht, grelle Neonröhren, erhellen den schwarzen Bühnenraums. Letzte Übungen, um Gesicht und Stimme zu lockern. Es sind ohhs, ahhs und babababa zu hören. Herrscht eben noch Unruhe und gewöhnliche Normalität, stehen plötzlich sieben junge Schauspieler in zwei Reihen und erfüllen mit einem Engelschor den nackten Raum.

Was sich mir nun offenbart, ist keine Kunst oder Spielerei, sondern harte detaillierte Arbeit eines gelernten Handwerks. Eine Stunde Probe für eine fünf Minuten Szene! „Den Körper mehr nach rechts drehen, die linke Hand weiter runter, dass das Gesicht dahinter besser zu sehen ist. Den Kopf mitschwingen lassen. ... Nur auf den Zehenspitzen reiten. Hier musst du noch mehr grinsen. ... Da musst du klarer schubsen. Die Faust nicht vor das Gesicht... .„ Der Text sitzt eins A. Es geht um Stellungen, Wege, Positionen, Handbewegungen. 15, 20, 30 Male oder noch mehr, immer wieder die gleiche Szene, bis sie perfekt ist. „Nochmal bitte.“ Selbst schadenfrohes Lachen wird abgestimmt in Tonlage und Lautstärke. Ein großer Respekt und gehörige Ehrfurcht entstehen beim Beobachten dieser akribischen, körperlichen, geistigen Arbeit mit stets voller Konzentration und Körperspannung. Ich bleibe nur 60 Minuten, könnte aber Stunden zuschauen, wie sekündlich aus den vielen Puzzleteilen das Stück entsteht und damit wahre Schauspiel-Kunst.