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Unser Theater

Hausverbot für Angela Merkel

15. September 2013

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

die Enthüllungen durch Edward Snowden haben eine nie da gewesene Spionage- und Überwachungspraxis auslän-discher Geheimdienste zu Tage getragen. Das ganze Ausmaß und auch die Beteiligung des BND ist für uns Bürger noch völlig offen und ungeklärt. Wie weitreichend die bisher zu Tage getretenen Einschränkungen unserer Freiheit und die Beschädigung der menschlichen Würde greifen, dürften auch Sie, Frau Bundeskanzlerin, nun aus der Zei-tung erfahren haben.

Im Hongkonger Interview betont Edward Snowden, dass der Akt der Veröffentlichung geheimer Unterlagen der In-formationen und Bewusstseinsbildung beitragen soll. Herr Snowden verzichtet durch seine Tat auf ein Jahresein-kommen von 200.000 US-Dollar, er verzichtet auf Kontakt zu seiner Familie und seiner Freundin und muss fortan um sein Leben fürchten. In vollstem Bewusstsein dieser Konsequenzen ist er den Schritt der Veröffentlichung ge-gangen, was heldenhaft zu nennen ist.

Wir möchte aus einem offenen Brief von vierzig renommierten deutschen Autoren an Sie zitieren:

"Wir können uns nicht wehren. Es gibt keine Klagemöglichkeiten, keine Akteneinsicht. Während unser Privatleben transparent gemacht wird, behaupten die Geheimdienste ein Recht auf maximale Intransparenz ihrer Methoden. Mit anderen Worten: Wir erleben einen historischen Angriff auf unseren demokratischen Rechtsstaat, nämlich die Um-kehrung des Prinzips der Unschuldsvermutung hin zu einem millionenfachen Generalverdacht."

Dem kann sich die Leitung der Studiobühne Siegburg nur anschließen.

Sie sind nicht nur dem Schutz der deutschen Bevölkerung nicht nachgekommen, sondern verhöhnen uns mit ihrer Aussage: "Es ist nicht meine Aufgabe, mich in Details von PRISM einzuarbeiten!" Frau Bundeskanzlerin, es ist ihre Aufgabe! Und zwar in jedes einzelne Detail, das unsere Grundrechte bedroht. Diese Aufgabe sollte kein Neuland für Sie sein.

In unseren Augen haben Sie Ihren Amtseid gebrochen und sind, was viel gravierender ist, ein schlechtes Vorbild für unsere Kinder und Jugendlichen. Die Schauspieler und Pädagogen des Kinder- und Jugendtheaters unserer Bühne sind Woche für Woche bemüht, Heranwachsenden die Werte von Freiheit, Demokratie und selbständigem Denken zu lehren und vor zu leben. Ihre Haltung in Sachen Prävention und Aufklärung gegenüber unserer Bevölkerung ist unanständig und kontraproduktiv.

Als handelnde Demokraten und Verfechter unserer Grundrechte sehen wir keinen anderen Ausweg als Ihnen und Ih-rem Kabinett Hausverbot in der Studiobühne Siegburg zu erteilen.

Mit freundlichen Grüßen

Maike Mielewski und René Böttcher.