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Unser Theater

Uhrwerk Orange / Anthony Burgess (Alex/Mann)

Monolog für Männer

Alex: Das war's vielleicht. Vielleicht war ich echt nicht mehr so jung. Ich. Nicht so jung wie früher. In meinem Alter hat Wolfgang Amadeus Concertos und Symphonien geschrieben und Opern und so Scheiß - nein, kein Scheiß, eben. Echt gute Musik. Felix Mendelsohn auch. Und Benji Britten. Und was hab ich bis jetzt getcheckt? Und weil ich Pete und seine Frau getroffen hatte, hatte ich diese Vision: Euer ergebener Erzähler kam nach Hause von der Arbeit und da war diese Ptitsa und begrüßt ihn so wie liebevoll und es war angenehm warm und das Abendessen stand in der Küche und ich tcheckte, im Neben- zimmer lag gagaga mein kleiner Sohn. Und ich spürte eine bolschige Leere in meinem Plotti und da schnallte ich, was los war mit mir. Alex war erwachsen geworden. Das war's. Jung sein hört auf. Aber jung sein, das ist auf so eine Art wie ein Tier sein. Nein, nein, mehr wie eins von diesen malenki Spielzeugdingern zum Aufziehen, die man auf der Straße verhökert, mit so einer Feder drin und Schlüssel hinten drin, und du ziehst es knirschknirsch auf und da galoppelt es straight davon und boing straight wo hinein boing boing boing und schnallt überhaupt nicht, was es da macht. So ist jung sein. Und das krasten und toltschoken und das Ultra-brutale, das ist wohl auch jung sein.

Und ich seh die Zukunft, und ich seh meinen Sohn, der macht exactly die gleichen Fehler wie ich, bloß weil er eben auch jung sein wird. Und ich werd's ihm erklären, aber er wird's noch nicht verstehen können oder wollen, und den ganzen Scheiß machen wie ich und ich kann ihn nicht aufhalten. Und so wird das weiterzotteln bis zum Ende der alten Erde.

Aber erstmal die eine oder andere Devotschka finden, die die Mutter macht für meinen Sohn. Muß morgen gleich anfangen, mich umzuschaun. Neues Kapitel fängt jetzt an, aber wo ich jetzt hinzottle, da könnt ihr nicht hingehen. Und die wonnig Welt dreht sich und dreht sich und ist wie so ein saftiges Obst, eine Orange in den gigantischen Griffeln vom alten Bog persönlich. Und die Sterne sind da und die alte Luna da oben und euer alter Droog Alex downhere ganz solo, am Erwachsen werden. Eine graznig wunderbare Welt, Brüder und Schwestern. Und so ein Lebewohl von eurem kleinen Droog. Und allen anderen in dieser Story - einen graznigen Maulfurz - prrrrz und sie können mich kreuzweise. Aber Ihr, oh meine Brüder, denkt doch manchmal an euren kleinen Alex von früher. Amen. Und all der Scheiß.

(Singt zu Beethovens Neunter:)

Jung sein ist wie eine Krankheit, kann wie Mumps und Masern sein.

Klaub dein Spielzeug jetzt zusammen sperr's im Banksafe sicher ein. Dratsen, Krasten, Toltschoks geben alles doch nur Kinderkram.

Selbst was bau'n statt Terror geben da fängt erst das Leben an.

Du bist doch kein Aufziehspielzeug. Schau, die Freiheit winkt dir zu - wählst du Gutes, wählst du Böses die Entscheidung hast nur du.

Du hast Saft und Duft und Farbe da paßt doch kein Uhrwerk rein Frei entscheiden ist nicht einfach - doch das heißt ja, frei zu sein.